Historie der CDU Bergen
Eine Historie einer Partei bzw. in diesem Falle eines CDU-Stadtverbandes zu erstellen, gestaltet sich immer als schwieriges Unterfangen. Was soll man hereinnehmen, was soll man weglassen? Wir haben uns dazu entschlossen, den „Historien-Teil“ der CDU Bergen Homepage so aufzubauen, dass die Entwicklung der CDU Bergen im Kontext gestellt wurde zur Entwicklung der Stadt Bergen und der prägenden überregionalen Ereignisse des jeweiligen Jahrzehnts. Dieses Vorgehen erscheint uns sinnvoll, da die CDU in Bergen seit vielen Jahren den Bürgermeister und die Mehrheit im Stadtrat stellt und somit hauptverantwortlich ist für die Entwicklung der Stadt Bergen.
Ohne Hilfe wäre es natürlich unmöglich gewesen, all die Ereignisse seit 1945 aufzuarbeiten und übersichtlich umzusetzen. Ein großer Dank gebührt an dieser Stelle Kurt W. Seebo und dem Stadtarchiv Bergen. Herr Seebo stand nicht nur jederzeit mit fachkundigen Auskünften und Anregungen zur Verfügung, sondern erlaubte es uns, viele Textstellen und Fotos aus seinem Buch „Stadt Bergen – Stadt des Friedens und der Internationalität“ zu verwenden. Dieses Buch erschien 2007 anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Stadt Bergen“.
Als weitere Informationsquelle diente das Buch „Geschichte der CDU in Stadt und Landkreis Celle von der Gründung 1946 bis 1966“ von Wilhelm Brese. Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch das Kreisarchiv Celle zu erwähnen. Das Kreisarchiv Celle stellte nicht nur verschiedene Unterlagen zur Verfügung, sondern half in vielen Gesprächen mehr Verständnis für Geschichtsabläufe aufzubringen. Hierfür ein besonderer Dank an Rainer Voss und seine Mitarbeiter.
Gespräche und Zeitzeugenberichte waren ohnehin ein wichtiger Baustein im Aufbau der Historie der CDU Bergen auf dieser Homepage. Darum möchten wir uns auch bei Dieter Obenauf und Marianne Kofahl (Tochter von Albert Repke, ehemaliger Bürgermeisters der Stadt Bergen) aus Bergen für die vielen Anregungen und mit uns geteilten Erinnerungen bedanken.
Zu guter Letzt geht ein weiterer Dank an Dorothea Oelze vom Archiv für Christlich-Demokratische Politik in Sankt Augustin bei Bonn sowie den Mitarbeitern der Geschäftsstelle der CDU Celle, die uns ebenfalls mit vielen Unterlagen und Informationen versorgten.
Weitere Anregungen und Ergänzungen zum Ausbau dieses Historien-Teils nehmen wir jederzeit gerne an und hoffen, dass der bisherige Ansatz das Interesse an der CDU Bergen weckt. Sollten interessierte Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt Bergen auf die Idee kommen ebenfalls in die CDU Bergen einzutreten, um die Zukunft des CDU-Stadtverbandes Bergen und der Stadt Bergen mitzuprägen, würden wir uns sehr darüber freuen.
Bergen, im August 2008
Am 15. April 1945 endete für Bergen der 2. Weltkrieg und es begann die Nachkriegszeit. Einen Eindruck über diesen Tag vermitteln die Tagebucheintragungen vom 15. April 1945 aus der Chronik des Pfarrhauses Bergen, die wahrscheinlich von der Gemeinde-Helferin Ilse Koch geschrieben wurden:
15. April 1945: Misericordias Domini. Um 9 Uhr sind wenige Gemeindemitglieder zum Gottesdienste gekommen. Keiner traute sich, sein Haus auf längere Zeit zu verlassen.
Noch sieht man deutsche Soldaten mit Panzerfäusten umherlaufen. Während des Mittagessens erschüttern mächtige Detonationen das Pfarrhaus. Um 14 Uhr ist Anschreiben der Konfirmanden mit der dringenden Mahnung, auf dem schnellsten Weg nach Hause zu gehen. Um 15 Uhr 20 Minuten stehen die ersten feindlichen Panzer auf dem Friedensplatze, die aus Richtung Belsen kommen. Alsdann zeigen sich Panzer auf der Celler Straße aus Richtung Offen kommend. Drogerie Repke hat die weiße Fahne gehisst. Unaufhörlich fahren Panzer durch den Ort. Das dauert bis zur Dämmerung. Die Engländer durchsuchen die Häuser nach Waffen, auch nach Fotoapparaten. Das Pfarrhaus I bekommt zur Nacht 12 Mann Einquartierung. Es sind Mannschaften der durchziehenden Truppe. Das Klavier in Frau Pastors Stube erklingt. Elektrisches Licht Fehlanzeige! Bald darauf steht das Zimmer in Glanzbeleuchtung mit sämtlichen auffindbaren Kerzen. Die Engländer durchwühlen Privatsachen und entwenden Gegenstände für Füllhalter und wertvolle Holzkästchen.
Die folgenden Tage stellten besonders große Belastungen für die Bevölkerung Bergens dar. In Bergen mussten kurzfristig Häuser geräumt werden, um Quartier für französische und italienische Kriegsgefangene zu schaffen, die bis dahin im Kriegsgefangenenlager Wietzendorf untergebracht waren. Außerdem kam es in Bergen und Umgebung bis zum offiziellen Kriegsende am 8. Mai 1945immer wieder zu Übergriffen durch ehemalige Kriegsgefangene verschiedenster Nationen auf Teile der Zivilbevölkerung, so dass an ein normales Alltagsleben kaum zu denken war.
Verschärft wurde diese Stresssituation für die Bevölkerung auch dadurch, dass aus andere Teilen Deutschlands und von Nazi-Deutschland besetzen Gebieten einimmer größer werdender Flüchtlingsstrom nach Bergen kam, der natürlich auch Wohnraum und Verpflegung benötigte.
Die Verpflegungssituation stellte sich besonders kritisch dar, weil aufgrund der chaotischen Situation an eine landwirtschaftliche Bestellung der Äcker nicht zu denken war. Die Vorratsreserven sowie die Tierhaltung schrumpfte immer weiter, da diese einerseits von der britischen Militärregierung beschlagnahmt wurden, um u. a. das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen zu versorgen und es andererseits immer wieder zu Plünderungen der Bauernhöfe durch ehemalige Kriegsgefangene kam. Erst nach dem 8. Mai 1945 konnte im Rahmen der damaligen Verhältnisse wieder eingeschränkt den wichtigsten öffentlichen Aufgaben nachgegangen werden. Die Probleme mit der Landwirtschaft bestanden aber noch viele Wochen und Monate fort und führten durch die Mangelproduktion dazu, dass der Winter 1945/46 zu besonders großen Entbehrungen bei der Bevölkerung führte.
In den Jahren bis 1949 wurde Bergen wieder aufgebaut. Während des Krieges kam es zwar kaum zu Zerstörungen in Bergen durch direkte Kriegshandlungen, allerdings erforderte die veränderte politische Situation und besonders der Zustrom von Flüchtlingen eine grundlegende Neuorganisation der bestehenden Infrastruktur.
Bis 1949 erreichte es die Bevölkerung Bergens unter großem Einsatz das Schulwesen, das Vereinswesen sowie die gesamte Gemeindeinfrastruktur wieder in den Griff zu bekommen und auch die Integration der Neubürger voranzutreiben. Es wurden wieder Geschäfte gegründet und selbst das kulturelle Leben erwachte zu neuer Blüte.
Auch in Bergen machte sich die Währungsreform mit der Einführung der DM am 21. Juni 1948 positiv bemerkbar. Allein 1949 wurden in Bergen 38 Unternehmen neu gegründet, wobei 21 dieser Unternehmen von Flüchtlingen gegründet wurden.
Die Einwohnerzahl Bergens betrug 1949 rund 5.300 Einwohner, darunter rund 1.700 Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und 600 Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone.
Die 50er Jahre waren geprägt durch die unterschiedliche Entwicklung in West- und Ostdeutschland. Während die Bundesrepublik vom Marshallplan und der florierenden Weltkonjunktur geprägt wurden, gab es in der „Deutschen Demokratischen Republik“ statt „Wirtschaftswunder“ nur Planwirtschaft und die Einschränkung von Meinungs- und Bewegungsfreiheit.
Wie die gesamte Bundesrepublik profitierte auch Bergen von der positiven Entwicklung in Westdeutschland. Viele Gebäude und Einrichtungen wurden modernisiert oder sogar ganz neu gebaut. Dies traf unter anderem auf die Erweiterung der Hinrich-Wolff-Schule im Jahr 1956 zu, auf den Rathausumbau im Jahr 1957 (acht neue Büroräume, ein neuer Sitzungssaal und ein neuer Besprechungssaal), aber natürlich auch auf die Neubauten, wie z. B. die Kreismittelschule, die im März 1954 eingeweiht werden konnte oder ganze Straßenzüge, die in Bergen erstmals einen mit Platten belegten Bürgersteig erhielten, was zuvor nie da war. Zusätzlich konnte Stadt Bergen am 8. September 1957 auch noch die neue Sportanlage am Heisterkamp dem TuS Bergen und den Schulen feierlich übergeben.
Andererseits war aber noch längst nicht alles Gold, was glänzte. So schrieb die „Cellesche Zeitung“ in einem Artikel vom 8. Januar 1955:
„Der Ort hat ein neues Gesicht bekommen, das mehr dem einer Kleinstadt, denn einer Landgemeinde ähnelt. Überall konnte insbesondere eine rege Bautätigkeit festgestellt werden. So sind z. B. die Lücken in den Häuserzeilen der Celler Straße fast geschlossen. Die beiden großen Geschäftshäuser zwischen Post und Berger Bach, wozu noch das Geschäftshaus von Konert und Sohn auf der anderen Seite des Berger Baches kommt, haben die hier bisher bestehende Lücke geschlossen.
Beim Sportplatz sind durch den Siedlungsbau ganz neue Wohnviertel entstanden, die ein geschlossenes Ganzes bilden. Im Zuge der Hermannsburger Straße, An der Bahn, wurde ebenfalls fleißig gebaut. (...)
Und doch ist die Wohnungsnot in Bergen noch derart groß, dass man mit Schrecken an die große Zahl der Wohnungssuchenden denkt (...)“.
Neben den Herausforderungen an den Bausektor wurde in diesem Artikel auch noch das herausragende Ereignis für Bergen in diesem Jahrzehnt angesprochen: Die Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1957! Hierauf wird in dem extra Menüpunkt „Stadtwerdung von Bergen“ eingegangen.
Zusätzlich erblühte das Wirtschafts- und Kulturleben wieder in Bergen. Im Wirtschaftsbereich sind hierbei besonders die Gründung des Gewerbevereins im Jahr 1952 zu nennen und natürlich, dass der Truppenübungsplatz Bergen (damals wie heute ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor für Bergen) ab 1958 wieder unter deutsche Verwaltung gestellt wurde.
Im Kulturbereich wurde das Schützenfest ab 1950 wieder in Bergen gefeiert, der Fanfarenzug 1958 gegründet und ein zweites Kino öffnete seine Pforten für das Publikum. Auch ansonsten gab es jede Menge kultureller Veranstaltungen, die in Bergen dazu führten, dass man wieder mit mehr Lebenslust und –freude in die Zukunft blickte.
Neben dem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft, lohnte sich 1958 allerdings auch ein Blick in die Vergangenheit: Im Januar 1958 wurde in Bergen das 100-jährige Bestehen der „Meisterklasse“ mit dem traditionell verbundenen „Meisterball“ gefeiert. Dies wurde natürlich mit dem damit verbundenen „Bauernbier“ getan.
Zum Ende dieses Jahrzehnts war die Stadt Bergen das Zuhause für mehr als 5.000 Einwohner.
Die 60er Jahre sind eine Zeit des Umbruchs. Schlagzeilen dieses Jahrzehnts sind u. a. der Bau der Berliner Mauer durch die „DDR“, um damit das eigene Volk an der Flucht in den Westen zu hindern, die Kuba Krise, der Vietnamkrieg, die Kulturrevolution in China, der Kalte Krieg, Präsident Kennedy (unvergessen bei den Bundesbürgern durch sein Bekenntnis „Ich bin ein Berliner“ vom 26. Juni 1963), der Prager Frühling, Woodstock sowie die Mondlandung.
Dazu gab es einschneidende gesellschaftliche und politische Veränderungen. Dies kam hauptsächlich dadurch zustande, dass die erste Nachkriegsgeneration zur Jugend heranreifte und alles hinterfragte, was ihnen die vorherigen Generationen im Positiven wie Negativen mit auf dem Weg gaben. Die daraus resultierenden Veränderungen hinterließen einen tiefen Einschnitt in der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland.
Für die junge Stadt Bergen entwickelte sich zunächst alles hervorragend. Ein Wehrmutstropfen stellte lediglich die Situation dar, dass sich nicht all die Firmen in Bergen ansiedeln konnten, die dies vorhatten, da es einen Mangel an Arbeitskräften gab.
Die Bautätigkeiten gingen auch in diesem Jahrzehnt ungebremst weiter. Gleich zu Beginn dieses Jahrzehnts konnten sich die Bürger Bergens über die Einweihung des neuen Freibades freuen.
Am 7. April 1957 hatte der Bergener Stadtrat den Beschluss zum Bau des Freibades gefällt. Für rund 550.000 DM wurde der Bau in der Folgezeit vom Bergener Architekten Dipl.-Ing. Alfred Röhl sowie vielen Bergener Firmen umgesetzt. Am 3. Juli 1960 (einem regnerischen und nasskalten Tag) war es dann endlich soweit, dass das Freibad seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Nachdem im Jahr 1968 auch noch eine Vorwärmanlage eingebaut wurde, die dafür sorgte, dass die Wassertemperatur konstant mindestens 22°C betrug, gab es jährlich rund 100.000 Besucher im Freibad.
Bereits 1955 hatte die damalige Gemeinde Bergen eine moderne, fortschrittliche Kläranlage für rund 650.000 DM gebaut und in Betrieb genommen. 1964 kam dann endlich auch ein eigenes Wasserwerk hinzu, welches u. a. von den Firmen Anton Boertz aus Bergen und Berkefeld-Filter aus Celle, gebaut wurde. Die Gesamtkosten für die Ersteinrichtung des Wasserwerkes beliefen sich auf rund 1,2 Mio DM. Doch damit war der baulichen Maßnahmen noch lange nicht genug. Es wurden u. a. ein neuer Kindergarten gebaut, eine neue Kirche (Sühnekirche) und eine komplett neue Schule (Eugen-Naumann-Schule).
Die Notwendigkeit dieser neuen Gebäude zeigt auf, dass sich das Leben in Bergen positiv entwickelte. Die Einwohnerzahl wuchs stetig und vor allem die wachsende Kinderschar erfüllte die Stadt mit Leben und Zuversicht für die Zukunft.
Doch all diese Infrastrukturmaßnahmen sowie die vielen weiteren Ausgaben für den Unterhalt der Stadt bedeuteten natürlich ein hohes Ausgabenvolumen für die Stadtkasse. Dazu kamen weitere finanzielle Belastungen für die Stadt, die mit dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne und den dort stationierten Soldaten und deren Familien verbunden waren. Erst Mitte der 60er Jahre begann sich diese Situation zu entspannen, da Bergen durch nachhaltiges Drängeln vom Land Niedersachsen eine Ausgleichszahlung für die Stationierungen erhielt.
Am 9. April 1964 trat der NATO-Schießplatz Bergen-Hohne durch ein tragisches Ereignis in die öffentliche Wahrnehmung. Bei einem Übungsschießen verfehlten Mörsergranaten ihr Ziel und schlugen in einen Lastkraftwagen mit in- und ausländischen Beobachtern ein. Neun tote Offiziere (sieben Deutsche, ein Holländer und ein Indonesier) sowie zehn Verletzte waren bei diesem Unglück zu beklagen.
Zu den vielen positiven Nachrichten dieses Jahrzehnts in Bergen gehörte u. a. die Feierstunde zur Umbenennung der Mittelschule in „Hermann-Ehlers-Mittelschule“ (später „Hermann-Ehlers-Realschule) am 29. Oktober 1962. Hermann Ehlers war von 1950 bis zu seinem Tode im Jahr 1954 Präsident des Deutschen Bundestages. Da seine Mutter vom Hof Rabe in Sülze abstammte und er in seiner Kindheit und Jugend viel Zeit in der Region rund um Bergen verbrachte, war Hermann Ehlers Bergen stets freundschaftlich verbunden.
Die positive Grundstimmung dieses Jahrzehnts wurde 1969 durch ein besonderes Medienspektakel untermauert: Eine Autorallye von Bergen nach Bergen. Eine Frankfurter Public-Relations-Agentur veranstaltete diese Rallye. Über 20 Journalisten kamen am 4. Juni 1969 nach Bergen, um bundesweit über den Start dieser Rallye zu berichten. Die Teilnehmer der Rallye hatten einige originelle Aufgaben zu erfüllen, bevor sie per Auto, Schiff und wieder Auto in Bergen (Norwegen) ankamen. Die Sieger hatten in ihrem Auto eine Eiche der Baumschule von Brockmann in Bergen als Mitbringsel im Gepäck, die anschließend in Bergen (Norwegen) gepflanzt wurde.
Am Ende dieses Jahrzehnts war die Einwohnerzahl Bergens auf die stattliche Zahl von über 5.700 angewachsen.
Nach den positiven Entwicklungen im „Wirtschaftswunderland“ Bundesrepublik folgte in den 70er Jahren eine Zeit der Ernüchterung. Politisch gesehen, blieben aus diesem Jahrzehnt u. a. folgenden Ereignisse im Gedächtnis: Der Kniefall von Warschau durch Bundeskanzler Willy Brandt; das gescheiterte konstruktive Misstrauensvotum der CDU vom 27. April 1972 im deutschen Bundestag; die Watergate-Affäre in den USA; die Guillaume-Affäre in Deutschland; das Ende des Vietnamkriegs; der „Deutsche Herbst 1977“; der NATO-Doppelbeschluss und sicher auch die Gemeindereform, die direkte Auswirkungen auf die Stadt Bergen hatte.
Wirtschaftlich machten besonders die Ölkrise 1973 und die damit verbundene Wirtschaftskrise der jungen Bundesrepublik zu schaffen. Auch Bergen blieb hiervon nicht verschont und war in diesem Jahrzehnt weit entfernt von den „Problemen“, die man noch Anfang der 60er Jahre hatte, als man keine Firmenansiedlungen mehr aufnehmen konnte, da es nicht genug Arbeitskräfte gab.
Eine ganz entscheidende Weichenstellung erfolgte für Bergen bereits Anfang der 70er Jahre mit der Umsetzung der niedersächsischen Gebiets- und Verwaltungsreform. Die Stadt Bergen wurde Einheitsgemeinde und bestand am 1. Januar 1973 aus 13 Ortsteilen mit 12.339 Einwohnern (zuzüglich der NATO-Angehörigen) und einer Gemarkungsfläche von 16.366 Hektar. Eine ausführlichere Beschreibung hierzu gibt es unter dem Menüpunkt „Gemeindereform“.
Die 70er Jahre standen in Bergen für die gewachsene Internationalität. Besonders enge Beziehungen wurden mit den Niederlanden und Großbritannien gepflegt, was natürlich mit den Stationierungen von Militärangehörigen dieser Nationen in Bergen-Hohne zu tun hatte.
Um diese engen, freundschaftlichen Beziehungen auch öffentlich sichtbarer zu machen und gleichzeitig weiter zu verbessern, gab es bereits vom 13. – 20. Juni 1970 eine „Niederländische Woche“ in Bergen. Empfänge, Veranstaltungen und sportliche Wettkämpfe sorgten dafür, dass diese Woche das Verhältnis und Verständnis zwischen der Stadt Bergen und den Niederländern in unserer Region noch weiter intensivierte. Im Winter 1978/79 konnte Bergen die Vorteile dieser Freundschaft direkt erleben, als niederländische Panzerpioniere spontan und unbürokratisch bei den Räumarbeiten der Schneekatastrophe halfen und sicher stellten, dass viele der abgeschnittenen Dörfer und Bauernhöfe aus der Umgebung von Bergen wieder erreicht werden konnten.
Nach den guten Erfahrungen mit der „Niederländischen Woche“ gab es im Juni 1979 eine Erweiterung dieser Aktivitäten auf eine „Britisch – Deutsch – Niederländische Woche“, die ebenfalls sehr gut von der Bevölkerung der Stadt Bergen sowie den Freunden aus den Partnerländern angenommen wurde.
Neben dem wachsenden Bevölkerungsanteil aus Großbritannien und den Niederlanden kamen in den 70er Jahren auch immer mehr Neubürger mit einem kurdischen Hintergrund nach Bergen.
Obwohl es wirtschaftlich nicht mehr so rund lief wie noch in den 60er Jahren, gab es in Bergen auch in den 70er Jahren keinen Stillstand in der Verbesserung der Infrastruktur. Anfang März 1972 beschloss der Rat der Stadt Bergen noch im Jahr 1972 mit dem Bau einer neuen Sporthalle am Heisterkamp zu beginnen. Die ehemalige Turnhalle am Heisterkamp aus der Nachkriegszeit musste bereits 1967 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Am 3. April 1973 war es dann soweit, dass der scheidende Bürgermeister Wilhelm Brockmann die neue Sporthalle im Beisein zahlreicher Ehrengäste festlich einweihen konnte. Die Gesamtbaukosten betrugen 2.250.000 DM. Der Landkreis Celle gab hierzu einen Zuschuss von 380.000 DM und ein zinsloses Darlehn von 100.000 DM. Aus der Bevölkerung kamen Spenden in Höhe von 43.274 DM.
Um das sportliche Angebot in Bergen abzurunden, wurde am 21. Januar 1975 vom Stadtrat noch der Beschluss zum Bau eines Hallenbades gefasst. Im Januar 1977 entschied man sich schließlich für den Vorschlag der Architekten BDA DWB Ziegenmeier und Pfitzner aus Hannover und konnte im Dezember 1979 das Bad mit allein Einrichtungen seiner Bestimmung übergeben.
Im schulischen Bereich ist in diesem Jahrzehnt besonders die Einweihung der neuen holländischen Mittelschule in Bergen zu erwähnen sowie der Umzug der Sonderschule aus dem bisherigen Provisorium in ihr neues Schulgebäude in der Langen Straße 11.
1971 weihte die Hastra, der Stromlieferant für den Stomversorgungsverband Osthannover, in Bergen ein neues Umspannwerk ein, welches in knapp eineinhalb Jahren Bauzeit entstanden war. Das Grundstück, auf dem das Umspannwerk gebaut wurde, war mit 6.800 Quadratmetern großzügig angelegt und umfasste das Schalthaus, zwei Betriebsgebäude mit Werkstatt, Lager und Garage sowie ein Wohnhaus für zwei Familien. Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich auf 2,5 Millionen DM.
Im Januar 1975 wurden das vergrößerte Wasserwerk der Stadt Bergen und die vergrößerte Kläranlage Bergen der Öffentlichkeit übergeben. Durch die enorme Vergrößerung der Stadt Bergen durch die Gemeindereform, war es nötig geworden beide Werke zu vergrößern.
Internationale Partnerschaften sind für jede Stadt von äußerster Wichtigkeit in Zeiten der Globalisierung. Die Stadt Bergen erkannte dies schon sehr frühzeitig und konnte bereits am 16. April 1977 mit der Stadt Pembroke in Wales Partnerschaftsurkunden unterzeichnen. In der Urkunde heißt es:
„Pembroke in der Nähe von Castlemartin Range und Bergen am Rande des NATO-Truppenübungsplatzes haben Probleme gleicher Art zu lösen. Nach Castlemartin kommen seit Jahren deutsche Panzereinheiten zu Schießübungen. Auf dem Truppenübungsplatz Bergen sind britische Truppeneinheiten stationiert, deren Familien Bürger von Bergen sind.“
Zum Abschluss dieses bewegenden Jahrzehnts erhielt die Stadt Bergen königlichen Besuch. Die Königinmutter, Queen Mum, besuchte die britische Einheit „1st The Queen´s Dragoon Guards“ in der Haig-Kaserne in Bergen Hohne und trug sich anschließend auch in das Gästebuch der Stadt Bergen ein.
Zum Ende der 70er Jahre lag die Einwohnerzahl der gewachsenen Stadt Bergen bei rund 13.000 Einwohnern.
Die 80er Jahre waren ein sehr wechselvolles Jahrzehnt, welches am Ende allerdings dafür die Weichen stellte, dass Deutschland nach Jahren der Trennung endlich wieder vereint werden konnte. Als das Jahrzehnt mit dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan begann, konnte sich niemand vorstellen, dass dieses Jahrzehnt die Weichen für eine neue Weltordnung stellen würde. Schlagzeilen machten in diesem Jahrzehnt u. a. die polnische Gewerkschaft Solidarnosc, die Olympiaboykotts in Moskau und Los Angeles, das Attentat auf Johannes Paul II, AIDS, der Falklandkrieg, die Wende in Bonn mit Helmut Kohl als neuem Bundeskanzler, Michael Gorbatschow mit seiner Perestroika und Glasnost, die Explosion der Raumfähre Challenger, Tschernobyl, das Massaker auf dem Platz der himmlischen Friedens, die Öffnung des Eisernen Vorhangs in Ungarn und natürlich der Fall der Berliner Mauer.
Für Bergen begann das neue Jahrzehnt mit einer Wanderung. Bundespräsident Karl Carstens durchwanderte am 4. Januar 1980 den Landkreis Celle und legte dabei auch eine Rast im Bergener Ortsteil Eversen ein. Auf dem Hof des stellvertretenden Bürgermeisters Franz Christian von Harling hatte er dabei die Gelegenheit Gespräche mit Bergener Lokalpolitikern zu führen, wie z. B. mit Stadtdirektor Grabow.
Bereits wenige Tage später, am 10. Januar 1980, gab es ein erneutes Wiedersehen zwischen den beiden Politikern in Bonn. Stadtdirektor Grabow war auf Einladung des Bundespräsidenten zu Gast beim traditionellen Neujahrsempfang in der Villa Hammerschmidt. Er wurde im Rahmen einer Gruppe von 25 Männer und Frauen eingeladen, die sich im Sozialbereich besonders verdient gemacht hatten. Bundespräsident Carstens begrüßte ihn mit dem Hinweis auf das erst kurz zurückliegende Kennenlernen in Eversen.
Stadtdirektor Grabow nutzte die Gelegenheit dieses Treffens, um einen Scheck in Höhe von 2.000,- DM für die Aktion von Frau Dr. Carstens zur Bekämpfung der Multiple Sklerose zu übergeben. Das Geld stammte von Bürgen und Firmen aus Bergen sowie der Stadt Bergen.
Zu den wichtigen Infrastrukturmaßnahmen in Bergen gehörte Anfang der 80er Jahre die Einweihung der eigenen Räume für den Bergener Ortsverein des DRK. Das DRK und das Jugendrotkreuz waren jetzt endlich in der Lage in eigenen Räumen Schulungsabende und Lehrgangsveranstaltungen durchführen zu können.
Beispielhaft war das Notarztsystem für die Ärzte im Raum Bergen. Die Stadt Bergen hatte ihre sieben Ärzte, die ja auch für den Bereitschaftsdienst zuständig waren, alle als Notärzte ausrüsten lassen. Jeder Arzt hatte bei Einsätzen ein Defiskop, einen Notarztkoffer „Kreislauf“ und einen Notarztkoffer „Beatmung“ dabei. Diese Geräte und Ausrüstungen wurden für die Ärzte von der Stadt Bergen angeschafft, wobei sich die Ärzte an den hohen Investitionskosten von 15.000 DM pro Arztausrüstung beteiligten.
Neben dem DRK und den Ärzten konnten sich viele weitere Institutionen in Bergen über Modernisierungen ihrer Ausrüstung und Infrastruktur freuen. Am 24. September 1982 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus eingeweiht. Somit war die Freiwillige Feuerwehr Bergen endlich in der Lage, ihren modernen Fahrzeugpark und die dazugehörigen Geräte vernünftig unterzubringen. Dies erhöhte natürlich die Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr und stellte für die Stadt Bergen eine wichtige Verbesserung des Brandschutzes dar.
Auch die Stadtbücherei Bergen wuchs kontinuierlich. 1985 verfügte sie bereits über einen Bücherbestand von circa 8.000 Büchern. Von daher war es nur sinnvoll, die Räumlichkeiten zu erweitern und ab dem 1. Januar 1985 sogar eine hauptamtliche Betreuerin für die Stadtbücherei einzustellen.
Die Stadt Bergen erhielt 1985 endlich ein eigenes Stadthaus. Das ehemalige Amtsgericht, dessen Spuren sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lassen, wurde zum Stadthaus umgebaut. Am 1. Dezember 1985 gab es einen Tag der offenen Tür, an dem die Einwohner Bergens ihre neuen Veranstaltungsräume besichtigen konnten. Tausende Bürger und Bürgerinnen kamen und alle waren mit dem neuen Stadthaus hochzufrieden. Am 6. Dezember 1985 folgte dann die offizielle Einweihung mit einer Feierstunde zu der viele geladene Ehrengäste erschienen.
Im kulturellen Bereich tat sich ohnehin einiges. Am 13. Oktober 1982 wurde der Kulturkreis Bergen e.V. gegründet. Aus kleinen, bescheidenen Anfängen heraus entwickelte sich der Verein in den folgenden Jahren zu einer festen Einrichtung im gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt Bergen.
Die Jugend Bergens erhielt 1983 eine Jugendfreizeitstätte in Bergen. „Die Kiste“ (später: Bergwerk) bot den Jugendlichen die Möglichkeit Tischfussball oder Billard zu spielen. Dazu gab es einen Raum für Gruppenveranstaltungen oder Arbeitsgemeinschaften und zusätzlich wurde eine Fahrradwerkstatt eingerichtet.
Im schulischen Bereich war eine der auffälligsten Neuerungen dieses Jahrzehnts die Einführung der Orientierungsstufe. 1981 war es soweit, dass diese neue Schulform in Bergen umgesetzt wurde. Die Schüler wurden in der neu gebauten Schule am Stadtrand von Bergen, Am Amtland, untergebracht. Die Schule wurde bereits Ende der 70er Jahre fertig gestellt und konnte jetzt seiner Bestimmung nachkommen. 1986 wurde die Schule im Gedenken an Anne Frank in die „Anne-Frank-Schule“ umbenannt.
Auch die Familien durften in diesem Jahrzehnt nicht zu kurz kommen. Im April 1987 wurde die „Familienanlage“ Henriettenstraße eröffnet. In ihr war nicht nur ein Kindergarten beherbergt, sondern auch ein Kinderspielkreis sowie ein Frauen- und Mütterzentrum.
Die finanziell aufwendigste Investition für die Stadt Bergen war die Erweiterung der Kläranlage in Bergen. Für rund 5 Millionen DM wurden die notwendigen Arbeiten bis 1986 in mehreren Baustufen abgeschlossen. Die Erweiterung umfasste eine Einlaufmessung, eine Auslaufmessung, ein Maschinengebäude, den Umbau der biologischen Stufe, zwei Nachklärbecken und die gesamte Elektrotechnik.
Über all diese und viel weiter zurückliegende Ereignisse führte das neue Stadtarchiv von Bergen Buch. Mitte der 80er Jahre erhielt das Stadtarchiv eigene Räume im Freizeitheim „Am Museum“. Im Rahmen einer Archivgemeinschaft mit den Samtgemeinden Eschede und Lachendorf wurde der Studien-Assessor Kurt-Werner Seebo am 1. Januar 1989 ins Stadtarchiv Bergen berufen. Dieses Datum kann als die eigentliche Geburtsstunde des Stadtarchivs Bergen angesehen werden, da von nun ab die Archivalienbestände der Stadt Bergen und ihrer Ortsteile systematisch aufbereitet wurden und Archivbenutzern zur Verfügung gestellt wurden. (Anmerkung des CDU Bergen Webmasters: Ohne die Arbeit von Kurt-Werner Seebo am Buch über die Stadt Bergen zum 50 jährigen Stadtjubiläum Bergens vom Jahr 2007 und seine Unterstützung mit Hinweisen und fachkundigen Kommentaren, wäre es unmöglich gewesen den „Historie“ Teil der CDU Bergen Homepage aufzubauen und ins Netz zu stellen. Hierfür recht herzlichen Dank Herr Seebo!!)
Mit Kurt-Werner Seebo kam die EDV innovativ ins Stadtarchiv. Ein PC war damals noch etwas ganz Besonders. Der für die damalige Zeit leistungsstarke, neue und nicht billige PC hatte einen Festplattenspeicher von 20 MB und einen Arbeitsspeicher von 1 MB. Genau wie die Stadt Bergen entwickelte sich natürlich auch das Stadtarchiv in den folgenden Jahren immer weiter. Dennoch ist es interessant zu sehen, was in den 80er Jahren als „modern und innovativ“ galt.
Die Einwohnerzahl Bergens lag Ende der 80er Jahre bei rund 12.800 Einwohnern. Sie alle wurden im November 1989 auf den verschiedensten medialen Wegen Zeugen davon, wie die Berliner Mauer fiel und sich ein neues Kapitel in der deutschen Geschichte für die 90er Jahre ankündigte.
Die Stadt Bergen konnte Ende der 80er Jahre auf jeden Fall Stolz darauf sein, was alles in der kurzen Zeit seit Kriegsende erreicht wurde und wie schön sich die Stadt seitdem entwickelte.
Das alles überstrahlende Ereignis dieses Jahrzehnts war für Deutschland natürlich die Wiedervereinigung. Hatten bereits die Feiern im Sommer 1990 zum Gewinn der Fußball Weltmeisterschaft 1990 Deutschland in einen Freudentaumel versetzt, so war die Freude und Begeisterung über die Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 noch viel größer. Der umsichtigen Politik des Kabinetts Kohl war es zu verdanken, dass in den „2+4 Gesprächen“ die Einheit Deutschlands wieder erlangt wurde. Auch über Deutschland hinaus vollzogen sich einschneidende Veränderungen in Mittel- und Osteuropa. Überall brachen die ehemaligen kommunistischen Systeme des Ostblocks zusammen und in langwierigen demokratischen Prozessen näherte sich West- und Osteuropa einander an, um so die Grundlage für die Erweiterung der EU im folgenden Jahrzehnt zu schaffen.
Für weitere Schlagzeilen sorgten u. a. das Attentat auf Wolfgang Schäuble; der Zerfall Jugoslawiens und die damit verbundenen Jugoslawienkriege; der Golfkrieg nach dem Überfall des Iraks auf Kuwait; das Ende der Sowjetunion und der Vertrag von Maastricht als Grundlage der EU. Außerdem noch der Völkermord von Ruanda; das Ende der Apartheid in Südafrika mit der Wahl von Nelson Mandela zum Präsidenten Südafrikas; das Friedensabkommen von Oslo zwischen Israel und der PLO; das Massaker von Srebrenica; der Kosovo Krieg; die Privatisierungen der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Bundespost sowie die „Berliner Rede“ von Roman Herzog mit der „Ruck“ Forderung in Deutschland und natürlich der Tod von „Lady Di“.
Trotz aller Freude in Bergen um die deutsche Wiedervereinigung gab es Anfang des Jahrzehnts auch Sorgen, in wie weit sich die Truppenreduzierungen nach dem Ende des Kalten Krieges auf den Truppenübungsplatz auswirken würden. Die Sorgen um den Fortbestand des Truppenübungsplatzes in seiner bisher gekannten Form erwiesen sich durchaus als begründet. Die Auslastung blieb zwar gut, aber es gab eine wesentliche Änderung: Am 12. Januar 1993 überbrachte der niederländische Brigadegeneral Krijn Kraak im protestantischen Militärheim im Lager Hohne persönlich die Nachricht über den Abzug der Niederländer aus Bergen-Hohne. Die allgemeine Bestürzung über diese Nachricht war sehr groß. Denn obwohl die Niederländer mit einer Truppenreduzierung gerechnet hatten, kam diese Nachricht doch überraschend und drückte die Stimmung unter den Soldaten und Familienangehörigen, die sich in Bergen sehr wohl gefühlt hatten. Für die Stadt Bergen zeichnete sich als Folge ab, dass ab 1994 etwa 250 von den Niederländern angemietete Wohnungen geräumt werden würden und gut eine Viertelmillion DM – der Finanzausgleich für die niederländischen Streitkräfte und Familienangehörigen – im städtischen Haushalt nicht mehr zur Verfügung stehen würden.
1994 war es dann soweit, dass die Niederländer abzogen und im gleichen Jahr letztmalig die „Britisch – Deutsch – Niederländische Woche“ stattfand. In der Folgezeit blieben in Bezug auf die Niederländer viele Freundschaften und gute Erinnerungen zurück sowie ein weiteres Überbleibsel: Der „holländische Karneval“, der jedes Jahr unter großer Beteiligung der Bevölkerung für beste Stimmung und Unterhaltung in Bergen sorgt.
Erhalten blieben der Stadt Bergen dagegen die britischen Truppen. 1994 brachte Stadtdirektor Gonsior aus Herford von einer Informationsveranstaltung der britischen Rheinarmee die Nachricht mit, dass 2.400 Soldaten mit 4 Regimentern verbleiben würden. Das waren zwar 1.300 britische Soldaten weniger als 1990, aber trotz dieser Kürzung überwog dennoch bei allen Beteiligten die Freude über den Erhalt des Standortes. 1.080 Wohnungen wurden für zunächst weitere sieben Jahre von den Briten gemietet. Insgesamt waren in Bergen zu der Zeit rund 1.000 Arbeitsplätze vom Truppenübungsplatz Bergen-Hohne abhängig. 800 davon hatten unmittelbar mit den Stationierungskräften zu tun. Rund 40 Millionen DM im Jahr betrug der Umsatz, den örtliche Betriebe im Zusammenhang mit dem Platz erwirtschafteten.
In Anlehnung an die britische Tradition, die Stadtfreiheit zu verleihen, um das gegenseitige Vertrauen und die Freundschaft zwischen den Bürgern und Soldaten zum Ausdruck zu bringen, wurde den Briten 1995 das Ehrenrecht „Freedom of Bergen“ von der Stadt Bergen verliehen.
Besonders das Jahr 1993 war sehr aktiv für Bergen. Wie in der gesamten Bundesrepublik mussten sich auch die Bürger Bergens erst einmal umgewöhnen: Es gab eine neue Postleitzahl. Anstatt der bisherigen vierstelligen (3103) gab es von jetzt ab eine fünfstellige (29303) Postleitzahl. Es gab in diesem Jahr auch mehrere Gründe zu feiern: Zunächst konnte im April nach über vierjähriger Bauphase der Erweiterungsbau des Alten- und Pflegeheimes Bergen eingeweiht werden. Der über 10 Millionen DM teure Bau wies 77 Einzelzimmer und zwei Gästezimmer aus. Am 8. und 9. Mai stand dann bereits mit der Marktplatz-Einweihung die nächste Feierlichkeit auf dem Plan, bevor Ende August noch ein „Historischer Markt“ anlässlich des 80jährigen Bestehens des Heimatmuseums begangen wurde.
Unvergessen blieb natürlich auch der Besuch von „Lady Di“ am 29. Juli 1993 in Bergen-Hohne.
1995 gab es auf Initiative der Stadt Bergen das erste „Bergen-Treffen“. Acht Kommunen aus den verschiedensten Regionen Deutschlands nahmen daran teil: Bergen auf Rügen, Bergen an der Dumme, Bergen-Neuwiese, Bergen im Kreis Birkenfeld, Bergen-Losheim, Bergen-Enkheim, Bergen im Chiemgau und Bergen im Landkreis Celle. Der Zuspruch war so groß, dass seitdem alle zwei Jahre „Bergen-Treffen“ in anderen „Bergen“ durchgeführt werden.
Über das gesamte Jahr 1997 hingezogen, gab es die Jubiläumsfeiern für 800 Jahre Kirchspiel Bergen. Die vielfältigen Veranstaltungen der Stadt Bergen, samt ihren Vereinen, Verbänden und Organisationen waren der ersten bekannten urkundlichen Erwähnung des Kirchspiels Bergen im Jahre 1197 gewidmet.
Für ein verbessertes Sportangebot in Bergen war es wichtig, dass 1994 der Sportpark Bergen fertig gestellt wurde. Der kombinierte Sporthallenkomplex mit Turnhalle, drei Squashplätzen, zwei Tennishallenplätzen, einer Sauna und dem Gastronomiebereich kostete rund 5 Millionen DM und wurde hauptsächlich von der Stadt Bergen finanziert.
Zu den eher unerfreulichen Ereignissen dieses Jahrzehnts gehörte die Einsicht, dass der Betrieb des Freibades nicht länger finanzierbar war. Eine Sanierung des Freibades hätte rund 1,5 Millionen DM gekostet. Deshalb entschied man sich bei der Stadt Bergen den Freibadbetrieb ganz einzustellen und stattdessen das Hallenbad das gesamte Jahr über geöffnet zu lassen.
Abgerundet wurde das Jahrzehnt u. a. durch die Einweihung des neuen Standesamtes, die erstmalige Besetzung der Position einer Frauenbeauftragten in Bergen, der Wiedereröffnung des umgebauten Jugendtreffs Bergen (der bei dieser Gelegenheit in „Bergwerk“ umbenannt wurde) sowie der Übernahme der Patenschaft für das Marineboot „Bergen“.
So ganz war abgeschlossen war dieses Jahrzehnt damit aber immer noch nicht. Es gab nämlich noch eine neue Städtepartnerschaft mit Srem in Polen zu feiern. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Bergen und der polnischen Kreisstadt Srem begannen, nachdem eine Delegation aus Bergen 1995 bei der Fahrt des Städte- und Gemeindebundes zu Gast in der Stadt Srem war, und danach am 17. Dezember 1995 eine Delegation aus Srem nach Bergen zu Besuch kam.
Nach einigen Jahren gegenseitiger Besuche unterzeichneten Bergens Bürgermeister Rainer Prokop und Bürgermeister Marek Basaj aus Srem am 8. Oktober 1999 die Partnerschaftsurkunden, um die Zusammenarbeit auf den Gebieten des Sports, der Kultur, des Handels und Gewerbes und des Schüleraustausches durch gegenseitige Besuche weiter zu fördern und auszubauen.
Die Einwohnerzahl Bergens lag zum Ende dieses Jahrtausends bei rund 14.100 Einwohnern, die mit viel Zuversicht in die Zukunft blickten und freudig das neue Jahrtausend mit all seinen Chancen, Perspektiven und auch Herausforderungen erwarteten.
In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends gab es schon viele Schlagzeilen, die sich in die Erinnerung der Menschen eingeprägt haben. Es gab viel Positives, wie beispielsweise die EU Osterweiterungen von 2004 und 2007 mit 12 neuen Mitgliedsländern sowie die Einführung der neuen europäischen Einheitswährung "Euro" (€). Sehr gut war es auch für Deutschland, in Angela Merkel eine neue Kanzlerin zu bekommen und natürlich Gastgeber des Sommermärchens bei der Fußball WM 2006 in Deutschland zu sein. Bei den negativen Nachrichten bleiben die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA in Erinnerung und die damit verbundenen Kriege in Afghanistan und Irak. Außerdem noch u. a. die Terroranschläge vom 11. März 2004 in Spanien, der Tsunami, der Hurrikan Katrina und der Israel-Libanon-Krieg. Aber selbst bei diesen (Natur-) Katastrophen blieb etwas Positives: Die Erkenntnis, dass es eine weltweite Hilfsbereitschaft gibt, wenn Menschen in Not sind.
Als internationale Stadt setzte sich Bergen schon immer für internationales Miteinander ein. Seit dem Jahr 2000 werden diese Bemühungen auch durch die „Anne-Frank-Friedenstage“ unterstützt. In Zusammenarbeit mit dem Anne-Frank-Fond Basel und der Konrad-Adenauer-Stiftung Lüneburg veranstaltete die Stadt Bergen vom 4. bis 11. Juni 2000 erstmalig die Anne-Frank-Friedenstage in Bergen. 35 Jugendliche aus vier Nationen (Großbritannien, Polen, Tschechien und Ottendorf-Okrilla in der Nähe von Dresden) sowie Schülerinnen und Schüler von der Hermann-Ehlers-Realschule Bergen und dem Christian-Gymnasium Hermannsburg arbeiteten an dem Thema „Zehn Jahre Fall des Eisernen Vorhangs – Chancen und Herausforderungen für den Frieden in Europa“. Diese erfolgreichen ersten Anne-Frank-Friedenstage sorgten dafür, dass die Friedenstage zu einem festen Bestandteil im Bergener Veranstaltungskalender wurden und seither jährlich mit wechselnden Themen und Partnern durchgeführt werden.
Eine weitere wichtige internationale Beziehung baute die Stadt Bergen im Jahr 2003 mit der Städtepartnerschaft zu Hendrik-Ido-Ambacht auf. Die niederländische Gemeinde Hendrik-Ido-Ambacht suchte Ende der 1990er Jahre nach einer Partnergemeinde in Europa und fand sie 2002 in Bergen. Dabei spielte auch eine Rolle, dass früher niederländische Einheiten auf dem benachbarten Truppenübungsplatz stationiert waren und nach dem Abzug noch viele niederländische Staatsangehörige in Bergen geblieben sind.
Am 14. November 2003 wurde die Städtepartnerschaft in Hendrik-Ido-Ambacht durch Urkundenunterzeichnung und Urkundenaustausch besiegelt. Bei einem Gegenbesuch einer niederländischen Delegation in Bergen fand am 29. November 2003 ein nochmaliger Urkundenaustausch statt, nachdem die Bürgermeister Herman Jonker für Hendrik-Ido-Ambacht und Rainer Prokop für Bergen die Partnerschaftsurkunden unterzeichnet hatten.
Im Bereich der städtischen Einrichtungen wurde viel Geld in die Erneuerung des Hallenbades gesteckt, wo u. a. ein ökonomisch, energiesparend und umweltschonendes Blockheizkraftwerk (BHKW) die 26 Jahre alte Zwei-Kessel-Anlage ersetzte. Das 340.000 € teure BHKW (inklusiv rund 100.000 € für Planung, Auslieferung und Einbau) versorgt das Stadtbad mit einer Leistung von insgesamt 276 Kilowattstunden Wärme. Finanziert wird es über die Wirtschaftsbetriebe Bergen GmbH.
Zusätzlich wurden das Bergener Klärwerk für rund 3,15 Millionen Euro saniert. Neue Technik ersetzte zum Teil die 30 Jahre alten Maschinen. Ein neues und energiesparendes Betriebsgebäude inklusive Labor entstand, außerdem Sozialräume und ein Bürotrakt. Die Kapazität der Anlage ist von 18.000 auf 25.000 Einwohnerwerte gestiegen.
Im Dezember 2003 fand im Stadthaus Bergen mit Vertretern aus Bergen und Hermannsburg die Gründungsversammlung zu einem „Abwasserzweckverband Örtzetal“ statt, der 2004 seine Arbeit aufnahm. Der „Abwasserzweckverband Örtzetal“ sorgt dafür, dass den Bürgern aus Bergen und Hermannsburg auch zukünftig eine gute Abwasserentsorgung zu günstigen Abwasserpreisen zur Verfügung steht.